Lass deiner Phantasie freien Lauf!
In der Kunstgrundschule können sich Kinder nach dem Unterricht kreativ austoben

Schüler der Fürther Rosenschule arbeiten in der Druckwerkstatt der „Schule der Phantasie“.
FOTO: Hans-Joachim Winckler
Nach dem Unterricht kreativ sein: Wer sich an der Rosenschule in Fürth für Kurse wie Malerei und Buchdruck anmeldet, darf freitags nach dem Unterricht zu Farbe, Pinsel oder Presse greifen. Organisiert wird das Angebot der Kunstgrundschule gemeinsam mit der Schule der Phantasie.
Fünf Kinder liegen gemütlich auf dem Teppich im Haus der Phantasie in Fürth und malen in ihr Buch. Jeden Freitagnachmittag zwischen zwei und vier Uhr kommen Schüler, um fernab des Schulunterrichts kreativ zu sein. An diesem Freitag schreiben oder zeichnen die Kinder ihre eigene Heldengeschichte. „Ich habe Musik angemacht und den Kindern gesagt, dass sie sich überlegen sollen, wer der Held ihrer Geschichte sein soll — sie selbst oder jemand anderes“, sagt Künstlerin Stella Springhart. Sie leitet den Kurs Buchdruck.
Danach sollen die Kinder überlegen, ob der Held eine Fähigkeit besitzen soll, wie etwa besonders stark zu sein. Vielleicht kann er auch fliegen? Natürlich braucht jede gute Geschichte noch einen Bösewicht, der dem Helden das Leben schwer macht. Nicht fehlen darf natürlich das Ende der Geschichte — egal ob gut oder traurig. Nach der kurzen Einführung von Stella Springhart nehmen die Geschichten langsam Gestalt an. Einige Kinder haben viele Bilder zu ihren Geschichten gemalt. Andere ein paar Zeilen Text aufgeschrieben. Als alle mit ihren Konzepten fertig sind, geht es ans Drucken. Dazu werden die Bilder zunächst mit einem Bleistift in Styroporplatten eingedrückt.
Bücher bunt illustriert

Anastasia und Jose verteilen zum Drucken Farbe auf einer Styroporplatte.
FOTO: Hans-Joachim Winckler
Im nächsten Schritt kommt Farbe ins Spiel. Die Grundschüler verteilen sie mit einer Rolle gleichmäßig auf der Styroporplatte und legen die Platte anschließend auf Papier. Auf die andere Seite der Platte kommt ein Stück Filz. Dann müssen die Kinder kräftig kurbeln, damit die Presse die Farbe aufs weiße Blatt druckt. Jedes Buch besteht aus vielen Bildern. Anastasia hat sich zum Beispiel eine Geschichte über eine Familie ausgedacht, die in einem Phantasieland lebt. „Dort herrscht Krieg“, erklärt die Achtjährige. Die Familie entdeckt in einer Höhle einen Schatz. Doch ein Mann will ihnen den stehlen. Das ist ärgerlich, aber nicht so schlimm. Denn: „Liebe ist das Wichtigste auf der Welt“, sagt die Drittklässlerin. Der Kurs gefällt ihr sehr gut, weil sie sich mit Farben ausdrücken kann.
Bei Cihan soll eine „Liga der Gerechtigkeit“ die Welt retten. Zur Liga gehören Batman, Superman und der grüne Hulk, der einen Schutzkreis um die Erde bildet. „Ich liebe Kunst und Basteln, und deswegen habe ich an dem Kurs teilgenommen“, erklärt der Zehnjährige. Destina geht in die 4. Klasse. Ihre Geschichte dreht sich um ihren wütenden Bruder. Destina hat das Ende ihrer Geschichte offen gelassen.
Eigene Spiele
Ein anderes Angebot an der Kunstgrundschule heißt Erfinderwerkstatt. Darin geht es zunächst um die große Frage „Wie erfinde ich eigentlich etwas?“, sagt Ulrike Irrgang. Damit macht sie allen Zurückhaltenden Mut: „Das Erfinden geht kinderleicht, denn in jedem stecken viele Ideen und das Bedürfnis, diese kreativ umzusetzen.“ Jedes Kind bekommt zu Beginn das gleiche Material, also zum Beispiel drei Deckel, eine Schnur und Schaschlikspieße.
„Mit dem Material können die Kinder zum Beispiel ein Spiel erfinden. Dabei entsteht immer etwas unverwechselbar Eigenes und Schönes“, sagt die Künstlerin. „In der Schule fehlen den Kindern häufig die Zeit und die Ruhe, sich mit einer Sache auseinanderzusetzen und auf eigene Ideen zu kommen“, erklärt Ulrike Irrgang. In der Erfinderwerkstatt können Kinder nicht nur eine kreative Pause vom Schulalltag einlegen, sondern ganz nebenbei auch so verschiedene Künste wie Drucktechniken und Aquarellmalen kennenlernen.
www.schulederphantasie-fuerth.de
Text: STEPHANIE MEISSNER