Mit Lupe und Kamera auf Gaunerjagd
Kinder drehen Krimi über entführtes Panda-Baby

Um einen Film zu drehen, braucht es viele Mitwirkende: Sara (mit Lupe) und Pauline (mit Fotoapparat) schlüpfen in die Rolle von Polizistinnen, Amelie bedient die Kamera, Anne hält das Mikrofon und Janina überprüft den Ton. Foto: Edgar Pfrogner
Hilfe, ein wertvolles Panda-Baby wurde aus der Wohnung seiner Besitzerin entführt! Nun versuchen die Diebe, es im Internet zu verkaufen. Doch die Polizei ist den Ganoven schon auf der Spur. — Genau das ist vergangene Woche in Erlangen passiert, und zwar im Hort der „Sie Kids Kinderlaube“. Sechs Kinder haben sich diesen Krimi ausgedacht und einen Film gedreht. Der soll in diesem Jahr auch beim Mittelfränkischen Kinderfilmfestival laufen.
„Kamera läuft“, ruft Amelie. Das ist das Zeichen für Bennets: Er hält die schwarze Klappe vor die Kamera, lässt sie laut klacken und sagt: „Klappe 22, die erste“. Dann kommen Pauline und Sara ins Bild gelaufen, beide stecken in Lederjacken, verkleidet als Polizistinnen. Sie wurden zu der Wohnung gerufen, aus der das Panda-Baby verschwunden ist. Doch noch bevor Pauline und Sara klingeln können, ruft Oliver Lieb: „Stop! Kamera aus!“ Die zwei Mädchen schauen Oliver fragend an. Er arbeitet beim Nürnberger Medienzentrum Parabol, hilft den Kindern beim Filmdreh und erklärt jetzt: „Hier im Haus haben gerade Kinder geschrien. Allerdings spielt unsere Szene nachts – da ist es unlogisch, wenn im Film Kindergeschrei zu hören ist.“ Janina nickt, sie hat das Geschrei auch gehört. Mit den dicken Kopfhörern auf den Ohren überprüft sie den Ton, den Anne mit dem großen schwarzen Mikrofon einfängt. „Das Mikrofon ist sehr empfindlich“, weiß Anne. „Das nimmt auch ganz kleine Geräusche auf, zum Beispiel ein Fußtippen.“

Einen Film drehen ist harte arbeit: Fast keine Szene klappt auf Anhieb. Foto: Edgar Pfrogner
Vier Tage lang haben die sechs Kinder zusammen mit Oliver Lieb und ihrer Erzieherin Laura Pickel an dem Film gearbeitet. Ganz am Anfang haben sie sich überlegt, in welche Rolle jeder gern schlüpfen würde. Bennet wollte etwas Spannendes spielen, Pauline am liebsten eine Ärztin. „Die Rollen haben wir so zusammengetüftelt, dass daraus eine Geschichte entsteht“, erzählt Anne.
Aus den Ideen hat Oliver Lieb ein Drehbuch geschrieben – und schon begann der Dreh. „Das war manchmal ganz schön anstrengend“, gesteht Pauline. Fast keine Szene klappte auf Anhieb: Mal kicherte jemand, mal versprach sich einer der Schauspieler, mal fiel etwas zu Boden. Bis zu sieben Mal wurden die Szenen wiederholt. „Es ist schwierig, die ganze Zeit konzentriert zu bleiben“, sagt Anne.
Drei Tage lang wurde gedreht – für einen Film, der am Ende nur fünf bis zehn Minuten dauern wird. Damit aus dem ganzen Material ein Film wird, war am letzten Tag jede Menge zu tun: „Wir haben die Szenen geschnitten, Geräusche hinzugefügt, den Vor- und Abspann erstellt und uns einen Titel ausgedacht“, erzählt Erzieherin Laura Pickel.
Die Kinder sind mit dem Ergebnis zufrieden – und haben jetzt so manche Tipps parat. Janina zum Beispiel, die die reiche Panda-Besitzerin spielt, hat gelernt: „Als Schauspieler soll man versuchen, sich richtig in seine Rolle hineinzuversetzen.“ Und Bennet, der im Film zum Ganoven wird, ergänzt: „Man darf beim Drehen nicht in die Kamera schauen. Am besten tut man so, als wäre die Kamera gar nicht da.“
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Text: ANNIKA PEISSKER