Wimmelnder Haufen
Waldameisen wohnen und arbeiten in riesigen Hügeln

Millionen von Ameisen wuseln über den Ameisenhaufen und durch die unterirdischen Gänge. FOTO: dpa
Es ist Herbst: Zeit, den Wald und seine Bewohner zu entdecken! Waldameisen bauen riesige Hügel im Wald. Doch nicht nur in den Hügeln leben sie. Unter der Erde ist ihr Nest oft noch einmal so groß. Wir haben uns mit einem Förster auf die Suche nach den sechsbeinigen Zwergen gemacht. „Da vorne ist es“, sagt Revierförster Karl-Heinz Frese und zeigt auf einen Hügel zwischen den Fichten. Hier, mitten im Wald, haben die Waldameisen ihr Nest gebaut. Verglichen mit den kleinen Tieren, die überall herumkrabbeln, ist es riesig. Beinahe einen Meter ragt es zwischen den Bäumen auf.
Dem Förster reicht es fast bis zum Bauch. „Aber das ist noch nicht alles“, sagt Karl-Heinz Frese. „Unter der Erde ist das Nest oft noch mal so groß.“ Oder sogar noch größer. Hier leben mehrere Millionen Ameisen, zum Vergleich: Nürnberg hat eine halbe Million Einwohner, Berlin über drei Millionen. Wie ein Nest sieht der Haufen aus trockenen Fichtennadeln und kleinen Zweigen eigentlich nicht aus. Eher wie eine Sandburg. Doch für die Ameisen sind der Haufen und die Kammern und Gänge unter dem Boden ihr Zuhause – mit Aufenthaltsräumen für schlechtes Wetter und Kinderzimmern.

GRAFIK: dpa
In der Ameisengroßstadt ist alles perfekt organisiert. Es gibt Arbeiterinnen, die klein sind, keine Flügel haben, dafür aber kräftige Kieferzangen. Sie versorgen den Nachwuchs, verteidigen das Nest, schaffen Baumaterial und Futter heran. Es gibt aber auch weibliche Ameisen mit Flügeln. Sie fliegen im Frühjahr zum Hochzeitsflug aus. Dann werden sie von Ameisen-Männchen begattet. Auch die haben Flügel. Aus begatteten Weibchen werden Jungköniginnen. Sie brechen sich die Flügel ab und legen dann Eier. Ameisen- Königinnen können bis zu 300 Eier am Tag legen. Diese Aufgabe machen sie viele Jahre lang.
Königinnen können über 20 Jahre alt werden. Die Arbeiterinnen leben bis zu sechs Jahre. Ein kurzes Leben haben hingegen die Männchen: Sie erleben nur ihren Hochzeitsflug, dann sterben sie. Rund um das Ameisennest scheint sich der Waldboden zu bewegen. Tausende Ameisen laufen hin und her. Darum ist es besser, ein bisschen Abstand zu halten. Sonst zerquetscht man unweigerlich einige der Tiere mit den Füßen – und andere finden den Weg ins Hosenbein. Das kitzelt! Wenn man Pech hat, brennt es auch. Denn Waldameisen können beißen und eine ätzende Flüssigkeit verspritzen, die Ameisensäure heißt.
Früher wurden Ameisennester manchmal von Spaziergängern zerstört. „Heute kommt das eigentlich nicht mehr vor“, sagt Förster Karl-Heinz Frese. Die meisten Menschen wüssten längst, dass Ameisen in Ruhe gelassen werden wollen. Für den Wald sind die Ameisen nützlich. Denn sie fressen zum Beispiel kleine Insekten, die den Bäumen schaden. Und sie dienen Vögeln als Futter.

Eine Ameise in Nahaufnahme.
FOTO: colourbox.de
Doch Ameisen sind empfindlich. Nicht nur neugierige Spaziergänger, auch zu viel Wasser rund um ihr Nest, pralle Sonne oder zu viel Schatten mögen sie nicht. Die Nester findet man oft im Halbschatten, erklärt der Förster. Dort fühlten sich die kleinen Waldbewohner am wohlsten. Bis in den Oktober sind die Waldameisen aktiv. Im Winter fällt das ganze Volk in die Kältestarre. Die Ameisen bleiben steif, bis sie im nächsten Frühjahr von der Sonne wachgekitzelt werden.